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»GEBT MIR EURE MÜDEN, EURE ARMEN, EURE GEKNECHTETEN MASSEN«
WAHNSINN AUS HEIMWEH 1910: AMERIKA-RÜCKWANDERER IN DER ANSTALT FRIEDRICHSBERG so lautet seit 1886 der Ruf der amerikanische Freiheitsstatue. Als ihm auch zwischen 1900 und 1914 Tausende Auswanderer*innen folgen, kommen aber nicht alle an ihr vorbei – die Immigrationsbehörde verhindert an der US-amerikanischen Grenze die Einreise Hunderter Glückssuchender; einige von ihnen mit der Begründung, ›geisteskrank‹ / ›insane‹ zu sein.
GER → USA → GER Die Schifffahrtsgesellschaften bringen diese Abgewiesenen zurück – ihr Weg führt sie zunächst nach Hamburg, in die ehemalige ›Irrenanstalt‹ Friedrichsberg. Aus verschiedensten Gründen landen sie hier: Joseph, der die Armut Galiziens und antisemitische Pogrome hinter sich lassen wollte. Katharina, die mit ihrem unehelichen Kind in der moralischen Enge des Kaiserreichs keinen Platz fand. Adele, die sich von ihrem Vorgesetzten in der Schweiz verfolgt fühlte oder Carl, der ewige Hochstapler, dem ein Teufelskreis aus dem Stehlen und Betrügen entstand und der sich schließlich nur noch sehnte nach einem Ort, wo er „nicht unter Beobachtung steht“ - nicht einmal in Amerika konnte er ihn finden.
KUNST, GESCHICHTE UND WISSENSCHAFT GEHEN HAND IN HAND. Die Schicksale dieser Rückwanderer wurden in ihren Krankenakten festgehalten, die noch heute im Archiv des Universitätsklinikums Hamburg lagern. Darauf basierend macht sich ein Team Theaterschaffender an eine dokufiktionale Inszenierung im Medizinhistorischen Museum: Kunst, Geschichte und Wissenschaft gehen Hand in Hand, um dieses Konvolut aus Migrations-, Psychiatrie- und Stadtgeschichte auf die Bühne zu bringen. Um von denen zu erzählen, für die Hamburg kein Tor ZUR Welt war, sondern ein Warteraum auf dem Weg zurück in eine Heimat, die sie nicht mehr wollte.


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